Gaby Peters  
     
     

sehnsucht


     
     
  Sehnsucht

mechanische Installation zur gleichnamigen Ausstellung zum Glasgow International Festival of Visual Art |
2014 |Ventilator, 10kg Konfetti |
variabel je nach Deckenhöhe x 2.00 x 3.00m |


   

Der Ventilator ist nicht angeschaltet. Der Anschalte-Knopf am Ventilator-Stromkabel hängt auf bequemer Erreichbarkeitshöhe des Betrachters. Die Versuchung ist groß den Schalter zu bedienen und manche Betrachter schalten ihn in einem unbeobachteten Moment an. Entgegen der Erwartung passiert wenig, da der Ventilator zu weit vom Konfettihaufen aufgehängt ist. Die Reaktion des Betrachters ist Enttäuschung, die dann aber meist in Lachen übergeht


Sehnsucht bedeutet immer die Abwesenheit von etwas. Ob im Innen oder Außen, ob Objekt oder Zustand, Gedanke oder Mensch. Doch tatsächlich ist es nicht das Objekt selbst, oder der Mensch, der ersehnt wird, sondern ein gefühlsmäßiger Zustand in den man sich zurück- oder hineinsehnt. Oft steht Sehnsucht, also die Sucht des Sehnens, auch als Selbstzweck des lustvollen Leidens, des innigen schmerzlichen Verlangens, als ein Zustand, der letztendlich nicht dazu gedacht ist, zu enden oder sich zu erfüllen.
Sehnsucht funktioniert somit nur in der Distanz. Tritt die ersehnte Begegnung ein, stellt der Sehnende fest, dass der/das Ersehnte meist das darauf projizierte Versprechen nicht halten kann – die Realität enttäuscht die Vorstellung. Das ersehnte Gefühl stellt sich nicht oder nur teilweise ein und die Sehnsucht bleibt unerfüllt. Es ist der Zustand der Unerfüllung, der Projektion, der Wunschvorstellung, der als Sehnsucht definiert werden könnte.

(Gaby Peters: Text zu "Sehnsucht & the Chalet Archive", The Chalet, Glasgow)