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Gaby Peters | |||
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Samira Yildirim // Text zur Ausstellung *Office 152*, Friedrichstr. 152, Berlin, 2013 |
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Beim Betreten des Office 152 wird der Betrachter von sechs großen, transparenten und gelb-rot gestreiften Wasserbällen empfangen, die mit einer Nylonschnur nebeneinander an der Decke aufgehängt sind. Sie befinden sich auf der gleichen Höhe und im gleichen Abstand zueinander und bilden allein durch diesen Umstand eine Ironie an sich, da die strenge Hängung im Gegensatz zum allgemeinen Gebrauch von Wasserbällen – dem Spielen und Herumtoben an warmen Sommertagen – stehen. Durch die trapezförmige Aufhängung können sich die Bälle ausschließlich auf einer vertikalen Ebene bewegen und erinnern an die kleinen Kugelstoßpendel („Newtons Wiege“) aus Metall. Diese demonstrieren den Impuls- und Energieerhaltungssatz, indem dieselbe Anzahl der Kugeln, die angehoben wird und gegen die feststehenden Kugeln stößt, auf der gegenüberliegenden Seite erneut abgestoßen wird, ohne dass sich die Kugeln in der Mitte der Kette bewegen. Meist findet dieses Phänomen seine Realisierung in Form kleiner Dekorationen auf Büro- oder Arbeitstischen. Gaby Peters’ Überführung der Bürodekoration in Wasserbälle ist ein ironischer Kommentar zur Zerstreuung und zum Zeitvertreib während der Arbeit am Bürotisch. Auch wenn die Wasserbälle sich nicht bewegen oder nicht angestoßen werden, thematisieren sie doch ein mathematisches Bewegungsprinzip, das in den Bereich des Spielens übertragen wird. So wird in einem leerstehenden Büro, dem Office 152, die Möglichkeit geboten, ein „richtiges“ Spielzeug zur Hand zu nehmen und nicht nur ein kleinformatiges strenges Gefüge auf dem Tisch stehen zu haben. Hebt man einen der äußeren Bälle an und lässt ihn gegen die andern prallen, funktioniert das Prinzip des Impuls- und Energieerhaltungssatzes, denn der äußere Ball am anderen Ende stößt tatsächlich ab. Danach folgt jedoch ein etwas unkontrolliertes Hin- und Herwackeln aller Bälle, die die Strenge des Newtonpendels spielerisch erweichen. Die kleinen Metallkugeln sind somit zu transparenten Gummibällen angeschwollen, die mit Luft gefüllt sind und in ihrer Materialität etwas Schwereloses und Leichtes besitzen. Schemenhaft scheint der Hintergrund durch das transparente Material und verbindet sich mit den gelben und roten Streifen der Wasserbälle. Gleichzeitig sind sie durch ihre Größe und Form relativ wuchtig und markieren den Längsgang des Office 152 in auffallender Weise. |
Eine weitere Arbeit von Peters, das Video „Saturday Night“ von 2012, zeigt die 4,5-stündige Herstellung von Popcorn aus einer Tüte Mais mit Hilfe von Draht, einer Zange und einem Teelicht. Auf einem nüchtern-weißen Tisch biegen die Hände der Künstlerin den Draht zu einer Halterung für die Maiskörner. Im Anschluss daran werden mit der Zange einzelne Maiskörner auf die Halterung gesetzt um von der Flamme des Teelichtes zu Popcorn verarbeitet zu werden. Diese mühselige Arbeit mit dem dazugehörigen Scheitern durch das Hinabfallen oder Verbrennen einiger Körner wirkt sinnlos hinsichtlich der technischen Vereinfachung durch eine Mikrowelle oder einen Herd. Es handelt sich jedoch genau um diese Rückkehr zu Grundmechanismen des Alltags, die möglicherweise aus dem Blick geraten sind. Die Maschine, ihre Bewegung und Produkte bestimmen in dominierender Weise unsere Handlungen, was bei Peters zum Thema gemacht wird. |
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